Früher galt die Reihenfolge Schule, Ausbildung, Beruf – und den Beruf übte man dann oft ein Leben lang aus. Aber diese Zeiten sind schon lange vorbei. Heutzutage kann sich kaum noch jemand vorstellen, das gesamte Arbeitsleben in einer Position im Unternehmen zu verbringen. Wer neue berufliche Chancen und Möglichkeiten sucht, muss sich allerdings auch selbst weiterentwickeln und neue Fähigkeiten aneignen. Zu diesem Zweck gibt es eine Vielzahl von Weiterbildungsangeboten – die jedoch häufig mit beträchtlichen Kosten zu Buche schlagen. Aber vielleicht können Sie Ihren Chef ja überzeugen, dass die Firma einen Teil dieser Kosten übernimmt?
Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen
Wollen Sie bei einer Weiterbildung Ihren Arbeitgeber davon überzeugen, zumindest einen Teil der Kosten zu übernehmen oder Sie für einen gewissen Zeitraum freizustellen, müssen Sie zunächst einmal eins tun: Bereiten Sie sich gut auf das Gespräch vor. Haben Sie ein tolles Angebot für eine Aus- oder Weiterbildung gefunden – etwa bei TEKO – dann ist die Versuchung natürlich gross, sofort zum Chef zu laufen, um ihn von dieser Massnahme zu überzeugen. Eventuell hätten Sie damit sogar Erfolg, in den meisten Fällen ist so ein Vorgehen aber ein sicherer Weg, sich eine Abfuhr einzufangen. Wieso?
Nun, betrachten Sie die Situation doch einmal aus der Warte Ihres Chefs: Ein Mitarbeitender möchte über eine oder mehrere Wochen freigestellt werden und es kommen noch zusätzliche Kosten auf die Abteilung zu, denn die Firma soll ja auch gleich noch einen Teil der Gebühren übernehmen. Hinzu kommt, dass bei vielen Vorgesetzten die Alarmglocken schrillen, wenn sie das Wort „Weiterbildung“ hören, denn für sie klingt es eher nach „Förderungsmassnahme, bevor der Beschäftigte das Unternehmen verlässt“. Und wer möchte schon einen Mitarbeitenden fördern, der kurz darauf dankend seinen Hut nimmt und dann bei der Konkurrenz einsteigt?
Die Firma muss ebenfalls profitieren
Wollen Sie Ihren Chef also dazu bewegen, Sie bei der Weiterbildung zu unterstützen, sollten Sie die richtigen Argumente parat haben, um ihm die ganze Sache schmackhaft zu machen. Eines der wichtigsten Ziele ist dabei, den Nutzen für die Firma zu verdeutlichen. Schliesslich profitieren nicht nur Sie persönlich von einer Weiterbildung, auch für das Unternehmen eröffnen sich neue Wege – oder zumindest sollte das so sein. Haben Sie sich eine Weiterbildung herausgesucht, die vornehmlich Sie persönlich voranbringt, dürfte es schwierig werden, den Chef zu überzeugen. In einem solchen Fall ist eine private Weiterbildung die sinnvollere Variante.
Ist die Weiterbildung aber auch für das Unternehmen ein Gewinn, stellen Sie diese Vorteile im Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten in den Vordergrund. Sie werden in Zukunft neue Aufgaben übernehmen und so die Abteilung entlasten können? Dann sagen Ihrem Chef das. Das Argument, dass Sie Ihr Wissen an die Kollegen weitergeben können, kann ebenfalls sehr überzeugend sein. Vielleicht sind Sie nach der Weiterbildung dank der zusätzlichen Qualifikation auch in der Lage, neue Kunden für die Firma zu gewinnen – die Möglichkeiten sind hier sehr vielfältig. Generell sollten Sie sich aber stets überlegen, wie Ihre Weiterbildung das Unternehmen konkret voranbringt, schliesslich wollen Sie ja auch, dass es Zeit und Geld in Ihre berufliche Zukunft investiert.
Bindung ans Unternehmen
Ein weiterer wichtiger Punkt, bei dem Sie häufig Überzeugungsarbeit leisten müssen, ist Ihre Treue zum Unternehmen. Die stellen viele Chefs bei einer Anfrage bezüglich einer Weiterbildung nämlich oft in Frage. Die Befürchtung ist, dass Sie nach der Weiterbildung Ihren Hut nehmen, da Sie dank der zusätzlichen Qualifikation ein besseres Angebot erhalten haben.
Leider ist diese Angst nicht ganz unbegründet, denn es gibt immer wieder Mitarbeitende, die auf diese Weise versuchen, noch etwas aus ihrer alten Firma herauszupressen, bevor sie zu einem neuen Arbeitgeber wechseln. Sie können versuchen, Ihren Chef davon zu überzeugen, dass das bei Ihnen nicht der Fall ist – in der Regel werden einfache Beteuerungen hier aber nicht ausreichen. Daher ist es in solchen Situationen durchaus üblich, den Arbeitnehmer vertraglich für eine gewisse Zeit nach dem Ende der Weiterbildung an das Unternehmen zu binden. Wie lange Sie sich nach der Ausbildung verpflichten, ist je nach Absprache unterschiedlich.
Was können Sie noch tun?
Mit den beiden oben genannten Punkten sollten die grössten Bedenken Ihres Chefs abgehandelt sein – manchmal reichen aber auch eine Beschäftigungsverpflichtung und ein klar erkennbarer Vorteil für das Unternehmen nicht aus. In einem solchen Fall können Sie Ihrem Vorgesetzten die Weiterbildung vielleicht doch noch schmackhaft machen, indem Sie persönliche Opfer bringen. So wäre es zum Beispiel denkbar, dass Sie anbieten, einen Teil der Weiterbildung nicht als Arbeitszeit zu werten, sondern als „Freizeit“. Dadurch geht dem Unternehmen weniger Arbeitszeit verloren und die Massnahme wirkt insgesamt attraktiver.
Inwieweit Sie Ihrem Chef hier entgegenkommen, sollte von mehreren Faktoren abhängen. Profitieren Sie stärker von der Weiterbildung als das Unternehmen, ist ein Entgegenkommen absolut angebracht. Ähnlich sieht es aus, wenn Ihre Firma die – möglicherweise sehr hohen – Kosten für die Massnahme komplett übernimmt.
Im Vorfeld alles schriftlich regeln
Wenn Sie mit Ihrem Chef über eine Weiterbildung sprechen, sollten Sie die Punkte, auf die Sie sich mit ihm einigen, unbedingt vertraglich festhalten. In dieser Weiterbildungsvereinbarung sollte stehen, wer in welcher Höhe für die Kosten aufkommt, inwieweit die Ausbildungszeit als Arbeitszeit angerechnet wird, wie lange Sie sich nach Abschluss der Massnahme an das Unternehmen binden und wer die organisatorischen Aufgaben wie etwa die Anmeldung übernimmt.
Fazit
Eine Weiterbildungsmassnahme kann für Sie beruflich ein grosser Schritt nach vorne sein. Wenn Sie wollen, dass Ihre Firma Sie bei diesem Schritt unterstützt, müssen Sie aber auch die Vorteile für das Unternehmen aufzeigen, ansonsten werden Sie Ihren Chef kaum überzeugen können. Eine längerfristige Bindung nach Ende der Weiterbildung kann ebenfalls helfen, den Chef für diese Idee zu gewinnen. Achten Sie aber stets darauf, sämtliche Absprachen auch vertraglich zu fixieren, um möglichen Missverständnissen vorzubeugen.